Bohrung Burgmoor Z3a gasfündig!

Ungefähr 25 Kilometer südwestlich von Nienburg (Weser) befindet sich die Erdgaslagerstätte Burgmoor/Uchte. Sie wurde 1981 entdeckt und produziert seitdem Erdgas aus Sandsteinen des Buntsandstein sowie aus dem Staßfurt-Karbonat des Zechstein. Betreiber der Lagerstätte ist die ExxonMobil Production Deutschland GmbH, kurz EMPG.

Bohranlage der MND auf der "Burgmoor Z3a" Sukrams

Bohranlage der MND auf der „Burgmoor Z3a“ ©Sukrams

Im September 2014 meldete Deutschlands größter Erdgasförderer ExxonMobil vorbereitende Arbeiten für ein neues Bohrprojekt an. Dazu musste laut Pressemitteilung zunächst die Zufahrtsstraße sowie der bestehende Förderplatz für das Vorhaben ertüchtigt bzw. zum Bohrplatz ausgebaut werden.

Im Januar 2015 erschien eine weitere Pressemitteilung, in der ExxonMobil bekannt gab, dass weitere Arbeiten auf dem inzwischen fertiggestellten Bohrplatz durchgeführt würden. Diese Arbeiten sollten der Vorbereitung der Bohrtätigkeit selbst dienen.

Ziel des Projektes war es, aus der bestehenden Bohrung „Burgmoor Z3“ aus dem Jahr 2013 eine sogenannte Ablenkung zu bohren, um einen zentralen strukturtiefen Bereich des Staßfurt-Karbonats zu erschließen und dadurch die Produktion des Erdgasfeldes Uchte zu erhöhen. Der Bohrbeginn war für Anfang Februar geplant und die Bohrzeit sollte ca. 3,5 Monate betragen.

Kleiner Exkurs zum Thema „Ablenkung“: Vorteile einer solchen Ablenkung sind, dass kein neuer Platz eingerichtet werden muss, was den Flächenverbrauch reduziert und das bestehende Infrastruktur genutzt werden kann. Da bereits ein wesentlicher Teil des Bohrpfades existiert, wird zudem Zeit gespart und alles zusammen verringert Materialeinsatz/-verbrauch und Kosten.

Am 29. Mai 2015 meldete ExxonMobil, dass die Bohrarbeiten zur Erstellung der „Burgmoor Z3a“ erfolgreich abgeschlossen worden sind. Nun sollen Arbeiten zur Vorbereitung und Durchführung der Inbetriebnahme der Bohrung erfolgen, die ca. drei Wochen andauern werden.

Politik ignoriert Fakten zur Erdöl/Erdgasaufsuchung und -gewinnung

Weder die öffentlich-rechtlichen Medien noch die kommerziellen sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren mit sachlicher Berichterstattung zum Thema Erdöl/Erdgasgaufsuchung und -gewinnung im Allgemeinen noch mit einer wissenschaftlich fundierten zum Thema Hydraulic Fracturing („Fracking“) aufgefallen. Ausnahmen können an einer Hand abgezählt werden und zu diesen zählt ein Beitrag bei „Panorama3“ (NDR) mit dem Titel „Das schlechte Image von Fracking“. Doch auf die allgemeine Berichterstattung berufen sich fatalerweise politische Entscheidungsträger und ignrieren dabei wissenschaftliche Erkenntnisse.

Tightgas-Bohrung Düste Z10 im Landkreis Diepholz ©chef79

Tightgas-Bohrung Düste Z10 im Landkreis Diepholz ©chef79

Diese Reportage bei panorama3, die zwei Tage später auch in der „Muttersendung“ „Panorama“ in der ARD am 04.09.2014  in leicht modifizierter Version ausgestrahlt wurde, befasste sich mit der Umdeutung einer durch das Umweltbundesamt (UBA) in Auftrag gegebenen Studie zu den Risiken der weltweit seit 1947 über 3 Millionen Mal angewendeten Standardtechnologie des Hydraulic Fracturing durch den Auftraggeber in Person der UBA-Präsidentin Maria Krautzberger.

Frau Krautzberger zog aus der Studie den Schluss, dass es sich beim Fracen um eine Risikotechnologie handele. Das geht aus der Pressemitteilung hervor, die im Rahmen der Veröffentlichung der Studie am  30.07.2014 herausgegeben und von zahlreichen Medien verbreitet wurde, eindeutig hervor:

„Fracking ist und bleibt eine Risikotechnologie – und braucht daher enge Leitplanken zum Schutz von Umwelt und Gesundheit. Solange sich wesentliche Risiken dieser Technologie noch nicht sicher vorhersagen und damit beherrschen lassen, sollte es in Deutschland kein Fracking zur Förderung von Schiefer- und Kohleflözgas geben.“

U.a. an dieser Interpretation sowie an der ersten Studie im Auftrag des UBA aus dem Jahr 2012 orientieren sich sowohl Politik als auch Medien.

Dabei wurde die Studie aus dem Jahr 2012 sehr deutlich wegen handwerklicher Fehler von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) sowie den Staatlichen Geologischen Landesdiensten (SGD) kritisiert. Die Kritik, die zunächst von der BGR kam, wurde medial als „Behördenstreit“ u.a. bei SpiegelOnline zwischen BGR und UBA abgetan.

Doch dass diese einfache Interpretation nicht gelten kann wurde später durch eine gemeinsame Stellungnahme der BGR sowie der SGD fundiert begründet. Alle bis zum damaligen Zeitpunk vorliegenden Studien mussten wegen handwerklicher Fehler Kritik der Fachbehörden einstecken. Diese Kritik war u.a. Thema hier auf dem Blog. Der Blogbeitrag wurde, wenn auch ungenehmigt und modifiziert, vom rennomierten Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ) auf deren Shalegas Information Platform (SHIP) übernommen.

Doch leider wurde diese Kritik in den Medien, egal ob öffentlich-rechtlich oder privatwirtschaftlich, überhaupt nicht mehr thematisiert. Dabei handelt es sich bei der BGR sowie den SGD um Institutionen, die, genauso wie das UBA, Ministerien unterstellt sind. Deshalb ist es erstaunlich, dass sich die Politik ausschließlich auf die Ansichten des UBA beruft und die Fachkompetenz von BGR und SGD ignoriert.

Sich einseitig auf das UBA zu berufen und die Stellungnahmen von Fachbehörden außer Acht zu lassen führte schließlich dazu, dass die gegenwärtige Bundesregierung das Fracen in Schiefergaslagerstätten, untergeordnet auch Kohleflözgaslagerstätten, unmöglich machen will. Dabei stellt sich die Frage, ob die unterstellten Risiken fachlich begründbar sind oder ob es sich um eine ideolgische Sichtweise handelt. Zutreffend ist offenbar letzteres, sofern das Zitat, dass in einem n-tv-Artikel zu lesen ist, zutrifft:

„Im Übrigen ist Fracking die falsche Antwort auf die Energiefrage. Eine Neuausrichtung unserer Energiepolitik sollte uns weg von fossilen Brennstoffenn führen – unabhängig davon, woher sie kommen. Das ist nicht nur ein Gebot des Klimaschutzes, sondern macht uns auch unabhängiger von Importen.“

Ideologie und Unwissenheit sind jedoch nicht nur auf die Bundespolitik beschränkt. Vielmehr ist Ignoranz gegenüber Fakten auch auf untergeordneten politischen Ebenen festzustellen. Das soll an einigen Beispielen festgemacht werden:

Immer wieder ist der Bodensee Thema, wenn es ums Fracen geht. Geowissenschaftliche Kennzahlen, z.B. zum volumetrischen Inhalt des Sees findet man z.B. auf der Seite der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg. Daraus geht hervor, dass der Bodensee ein Volumen von 48,4 km³ in sich birgt. Außerdem wird durch den Zufluss und Abfluss des Rheins und anderen kontributären Fließgewässern der Wasserkörper regelmäßig ausgetauscht.

Bötersen Z11, März 2012 chef79

Bötersen Z11, März 2012 ©chef79

Dennoch sieht die Politik in Baden-Württemberg den Trinkwasserspeicher Bodensee durch potenzielle Fracmaßnahmen als gefährdet an. Befürchtet wird eine Kontamination des zur Trinkwassergewinnung genutzten Bodenseewassers. Nur zur Verhälnismäßigkeit: Fracfluid für Schiefergaslagerstätten besteht lediglich zu 0,2 Prozent aus chemischen Zusätzen. Selbst wennn man das gesamte Fracfluid-Volumen einer Fracmaßnahme von 2.500 m³ direkt in den Bodensee einleiten würde, würde das am Zustand des Wasserkörpers kaum etwas ändern. Zumal die dem Fluid beigemngten Additive nicht zwingend wassergefährdend sind. Es ist ein Trugschluss, Chemikalien grundsätzlich als schädlich oder sogar giftig anzusehen, wie es Bürgerinitiativen (BI) tun.

Zudem ist die Region, in der das auch aus meiner Sicht obskure Unternehmen „Rose Petroleum“ Aufsuchungserlaubnisse hält,  nicht als Gebiet anzusehen, in dem mit einer Schiefergasgewinnung, die nur durch den Einsatz des Hydraulic Fracturing möglich wäre, zu rechnen ist. Die BGR weist in ihrer Studie  darauf hin. Doch leider wird diese Einschätzung einer Bundesbehörde nicht vom zuständigen Ministerium geteilt.

Ähnlich verhält es sich in Bayern , wo ebenfalls Rose Petroleum in der Oberpfalz eine Aufsuchungserlaubnisse für Kohlenwasserstoffe erhalten hat. Dementsprechend widmete sich auch der „Bayrische Rundfunk“ (BR) dem Thema. Doch die Darstellungen/Erläuterungen zum Prinzip des Hydraulic Fracturing , aus welcher Quelle auch immer sie stammen mögen, sind zurückzuweisen:

Wenn die Bohrung erschöpft ist, wird der Druck unter der Erde reduziert. Ein Teil des Wassers strömt daraufhin wieder nach oben. In den USA, wo Fracking schon häufig zum Einsatz kommt, wird es zunächst oft in großen Teichen gelagert. Anschließend wird das Wasser gereinigt und in natürliche Gewässer geleitet oder wieder in den Untergrund gepresst, etwa in ehemalige Lagerstätten von konventionellem Erdgas. Es gibt allerdings die Befürchtung, dass dabei das Grundwasser verunreinigt werden könnte.

Selten hat man solchen Unfug gelesen. Das verfahren des Hydraulic Fractuting, also Gestein hydraulisch aufzubrechen um Risse zu erzeugen, ist offenbar nicht im Ansatz verstanden worden. Das Erschreckende ist, dass die Schreiber von dieser Darstellung auch noch felsenfest überzeugt sind.

Und nicht nur die. Auch der bayrische Umweltminister Huber widmet sich dem  „Fracking“. Er wies laut Augsburger Allgemeinen Zeitung an:

„keiner Fracking-Bohrung die wasserrechtliche Erlaubnis zu erteilen“

Was auch immer eine „Fracking“-Bohrung sein soll. Schließlich wird erst dann gefract, wenn es nach vorliegenden Bohrergebnissen notwendig ist. Sollte der Minister „Fracking“ mit Schiefergasförderung gleichsetzen wollen, so sei ihm gesagt, dass nach wissenschaftlichem, bundesbehördlich (BGR) untermauertem Wissensstand  dort in Bayern keine Potenziale vorhanden sind.

Stattdessen ist das Engagement bayrischen Umweltministers Huber so zu deuten, dass sein Ministerium in Anlehnung an die Deutung von Bürgerinitiativen Aufsuchungserlaubnisse für Kohlenwasserstoffe (Erdöl und/oder Erdgas) als „Frackinggebiete“ interpretiert. Trotz des nicht vorhandenen Potenzials laut Fachbehörde BGR.

So verhält es sich auch in Schleswig-Holstein. Dort wurden in den vergangenen Jahren mehrere Aufsuchungserlaubnisse durch die zuständige Behörde erteilt. Unterstützt durch die Medien, u.a. des öffentlich-rechtlichen NDR, wurden diese Gebiete, die sich vornehmlich über bekannte erdölhöffige Strukturen erstrecken, als „Frackinggebiete“ ausgewiesen.

Dadurch fühlten sich nicht nur Bürgerinitiativen (BI) alarmiert, sondern auch der Umweltminister Dr. Robert Habeck. Herr Habeck machte es sich bequem und folgte in seiner Ansicht nicht etwa ihm unterstellten Behörden. Stattdessen schenkt er den BI Glauben und lehnt das „Fracking“ ab, zumindest sofern „umwelttoxische“ Substanzen dabei eingesetzt werden. Dabei ist „umwelttoxisch“ eine von Habeck, eigentlich Schriftsteller von Beruf, erfundene Einstufung, die es juristisch so nicht gibt. Das kuriose an der Haltung Habecks ist aber, dass sein Ministerium zugeben muss, dass Fracmaßnahmen in Erdöllagserstätten unfallfrei abliefen:

4. Gab es in der Vergangenheit Fracking-Maßnahmen in Schleswig-Holstein ?

Ja, es gab mehrere Bohrungen mit dem Einsatz der Fracking-Methode. Diese Bohrungen fanden zwischen 1955 und 1994 überwiegend im Kreis Plön statt. Es gibt keine Hinweise, dass die Maßnahmen in dem betroffenen Gebiet zu schädlichen Umweltauswirkungen geführt haben.

Kohleflözgas-Erkundungsbohrung Osnabrück-Holte Z2 Quelle: WEG Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung e.V.

Kohleflözgas-Erkundungsbohrung Osnabrück-Holte Z2
Quelle: WEG Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung e.V.

Insofern ist es erstaunlich, dass Herr Habeck soviel Zeit und Arbeit investiert, um Hydraulic Fracturing zu verhindern. Sollte Habeck jedoch unter „Fracking“ die Gewinnung von Schiefergas meinen, so sei ihm gesagt, dass dafür in Schleswig-Holstein laut BGR kein Potenzial vorhanden ist. Habeck verschwendet somit mit seinen ideologisch bedingten Sorgen Zeit und damit auch Geld. Das Geld stammt dabei vom Steuerzahler.

Wie in Bayern und Schleswig-Holstein verschwendete auch die hessische Landesregierung zu viel Zeit damit, Hydraulic Fracturing abzulehnen. Dort wurde sogar eine Aufsuchungserlaubnis für Kohlenwasserstoffe abgelehnt. Und dass allein deshalb, weil untersucht werden sollte, ob aus Tonschiefern Erdgas mittels Hydraulic Fracturing gewonnen werden könnte. Allein aus dem Grund, dass unter Umständen Schiefergasvorkommen hätten gefunden und durch das Fracverfahren hätten gewonnen werden können, lehnte die im Wahlkampf befindliche Landesregierung die Aufsuchungserlaubnis ab.

Der Antragsteller klagte dagegen, zog seine Klage aber zurück. Das mögen die Gegner des Hydraulic Fracturing („Fracking“) als Erfolg werten. Aus unserer Sicht ist es jedoch mit den geringen Erfolgsaussichten zu begründen. BNK zog sich bereits nach Literaturrecherche (Datenauswertung) aus Thüringen, Sachsen-Anhalt sowie der Region Braunschweig zurück. Dabei wurde entgegen den Befürchtungen von Bürgerinitiativlern keine einzige technische Maßnahme durchgeführt.

Zusammengefasst lässt sich festellen, dass Bundesländer, in denen „Fracking“ aufgrund geologischer Gegebenheiten kaum zur Anwendung käme, sich besonders intensiv mit dem Standardverfahren befassen und versuchen, dieses bundesweit zu verbieten. Das lässt sich damit begründen, dass die Politik nicht zwischen Aufsuchung (Erkundung) und Gewinnung unterscheiden kann oder will und ihre Ausrichtung an den BI festmacht, die ebenfalls nicht differenzieren wollen oder können. Es ist dementsprechend bitter, dass sich die Politik auf wenige hundert Bedenkenträger beruft, statt Fachleuten in Behörden zu vertrauen.

Das wird besonders deutlich am Beispiel Niedersachsens. Niedersachsen ist das Bundesland mit den mit Abstand bedeutendsten Erdgasreserven in konventionellen Lagerstätten sowie bedeutenden Potenzialen in Tonschiefern sowie untergeordnet in Kohleflözen. Über fünf Jahrzehnte wurde dort Erdgas unter Anwendung des Hydraulic Fracturing erschlossen. Probleme gab es im Zusammenhang mit dieser Technik genausowenig wie bei der Erschließung von Erdölvorkommen in Schleswig-Holstein. Dennoch wurden trotz dieser Tatsache mit dem Aufkeimen der Diskussion rund um das Hydraulic Fracturing seit 2011 keine Fracmaßnahmen mehr genehmigt.

 Dabei entbehrt dieser Genehmigungsstillstand jeglicher plausibler Grundlage. Schließlich verliefen die zwischen 1961 und 2011 in Niedersachsen durchgeführten 326 Fracjobs ohne jegliche Beeinträchtigung von Umwelt, Natur oder Grundwasser. Eine Liste der Fracmaßnahmen ist beim LBEG zu finden.

Nach jahrelanger Diskussion, die sicherlich auch durch den Regierungswechsel in Niedersachsen in die Länge gezogen wurde, hat sich die gegenwärtige Landesregierung dazu durchgerungen, sich für die Wiederaufnahme von Fracarbeiten auszusprechen. Allerdings sollen einige Regionen, die an der Oberfläche als Wasserschutzgebiete, Heilquellenschutzgebiete und Trinkwassergewinnungsgebiete ausgewiesen sind, kategorisch ausgeschlossen werden. Darüber hinaus wird sogar die Erkundung von Schiefer- sowie Kohleflözgaslagerstätten komplett abgelehnt:

Abzulehnen sei aus seiner (gemeint ist Umweltminister Stefan Wenzel) Sicht die im Eckpunktepapier dargelegte Möglichkeit eines Pilotversuchs für unkonventionelles Fracking. „Schiefergas ist auch aus klimapolitischen Gründen keine Option.“ Minister Lies ergänzte dazu, dass in der Landesregierung Einigkeit bestehe, in Niedersachsen einen solchen Modellversuch nicht zu unterstützen. „Ich habe das zuständige LBEG bereits per Erlass angewiesen, keine Fracking-Maßnahmen in unkonventionellen Lagerstätten zu genehmigen. Es ist aber klug, den einzelnen Bundesländern hier Spielräume zu lassen.“

Die Begründung Wenzels zu Ablehnung von Pilotprojekten lässt sich nicht halten, denn schließlich ist es den USA dank der Gewinnung von Schiefergas die Emissionen sogenannter Treibhausgase zu reduzieren. Minister Lies begründet seine Ablehnung jedoch noch nicht einmal mit Scheinargumenten.

Stattdessen ist anzunehmen, dass Lies vor dem meist unsachlichen Protest von BI einknickt. Hinzu kommt sicherlich auch die auf breiter Front gefahrene mediale Desinformation zum „Fracking“. Beispielhaft soll hierzu aus einem Artikel der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (HAZ) zitiert werden. Der HAZ-Artikel berichtet über einen Besuch von Lies bei einer Anti-Fracking-BI im niedersächsischen Leese:

Um das Gas unter Druck mit einer großen Menge Wasser und nicht näher benannten Chemikalien zu fördern, währen weit mehr Bohrungen als beim konventionellen Fracking aus viel tiefer liegendem porösen Sandstein notwendig geworden…

Dabei sind aber die Chemikalien, die für die Fracjobs in Schiefergaslagerstätten eingesetzt werden sollen, sehr wohl bekannt. Die Rezeptur wurde im Rahmen der Jahrestagung des Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung e.V. (WEG) vorgestellt und ist hier nachzulesen. Es geht daraus deutlich hevor, dass das Fracfluid als „nicht wassergefährdend“ eingestuft ist. Damit ist die Ablehnung des Fracens in Schiefergaslagerstätten, die mit der potenziellen Grundwassergefährdung durch Fracfluide begründet wird, als unhaltbar einzustufen.

Das wissen eigentlich auch die politischen Entscheidungsträger. An der genannten Tagung des WEG im Juni nahm auch die Staatssekretärin Daniela Behrens teil und brachte sich aktiv im Rahmen der Podiumsdiskussion „Einzelinteresse. Gemeinwohl. Politische Entscheidungen.“ ein. Im Zuge der Diskussion wurde deutlich, warum die niedersächsische Landesregierung die Erschließung von Schiefergaslagerstätten ablehnt.

Es sind nicht etwa wissenschaftliche Erkenntnisse, mit denen die Ablehnung begründet wird. Denn diese gibt es nicht. Das wurde u.a. deutlich anhand des Widerspruchs des Leiters einer Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes gegenüber seinem Auftraggeber. Frau Behrens sagte bei der Tagung sinngemäß, dass es bei der vermeintlich breiten Ablehnung des Hydraulic Fracturing schwierig sei, neben der Wiederaufnahme von Genehmigungsverfahren in konventionellen Lagerstätten dem Wahlvolk gegenüber außerdem noch die Erschließung von unkonventionellen Erdgaslagerstätten mittels Hydraulic Fracturing zu vermitteln.

Zusammengefasst lässt sich also feststellen, dass die politischen Entscheidungsträger sich nicht an Fakten orientieren, die sowohl wissenschaftlich als auch juristisch untermauert sind. Stattdessen richten sie ihre Wetterfahne an der von Bedenkenträgern verbreiteten Meinung aus. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, warum mit Steuergeldern Studien verfasst bzw. Behörden finanziert werden, wenn deren Expertise nicht in die politische Entscheidungsfindung Einzug findet.

Im Übrigen stellte ich Minister Lies via Facebook am 1. September folgende Frage:

Mit welcher wissenschaftlich fundierten Begründung lehnt die niedersächsische Landesregierung die Förderung von Schiefergas ab?

Die Frage blieb bislang unbeantwortet!

Mini-Demos gegen Erdgasgewinnung bei Söhlingen

Im April 2014 berichtete zunächst der NDR von einem angeblichen Vorfall während der Abfackelung von Erdgas auf der Fördersonde „Söhlingen Z5“, die wenige Tage zuvor Intensivierungsarbeiten unterzogen worden ist. Von einem Zeugen, Initiator der Anti-Erdgasförderungs-Bürgerinitiative (BI) „Wittorfer Bürger für Umwelt und Gesundheit“ wurde behauptet, es sei während der Fackeltätigkeit Säure ausgetreten. Als Beweis wurden durchlöcherte Blätter gezeigt.

ITAG-Rig 30 während Workoverarbeiten auf der Bohrung Söhlingen Z9a chef79

ITAG-Rig 30 während Workoverarbeiten auf der Bohrung Söhlingen Z9a chef79

Über diese aufgrund widersprüchlicher Zeugenaussagen unglaubwürdige Geschichte wurde hier auf dem Blog ausführlich berichtet. Ein Leser führte sogar aus freien Stücken ein Experiment durch, in dem er konzentrierte Säuren auf Blätter träufelte. Der Versuchsablauf wurde freundlicherweise dem Blog zur Verfügung gestellt und kann hier nachgelesen werden. Das Ergebnis war, dass selbst starke Säuren nicht in der Lage sind, Löcher in Blätter zu ätzen. Aber auch das mit den Anschuldigungen konfrontierte Unternehmen, die ExxonMobil Production Deutschland GmbH (EMPG) beauftragte Sachverständige, die Entwarnung gaben. Laut der „Kreiszeitung“ in Verbindung mit eigenen Recherchen handelte es sich dabei um staatlich vereidigte Sachverständige.

Wie kaum anders zu erwarten, wurden die Untersuchungsergebnisse, ob nun das privat durchgeführte Experiment oder die der vereidigten Sachverständigen, nicht akzeptiert und, wie später noch erläutert wird, teilweise ins Lächerliche gezogen. So ist in dem „Kreiszeitung“-Artikel zu lesen:

Für Denis Schimmeyer haben die Ergebnisse dagegen keine Aussagekraft.

Bei Herrn Schimmeyer handelt es sich übrigens um den in der Einleitung erwähnten Zeugen.

Am 21.05.2014 kündigte EMPG in einer Pressemitteilung erneut Intensivierungsarbeiten auf der Bohrung „Söhlingen Z14“ an. Das veranlasste den führenden Kopf der BI Kein Fracking in der Heide! (Landkreis Harburg), Herrn Dr. Ingo Engelmann dazu, ein Schreiben an ExxonMobil zu verfassen. In diesem fordert er indirekt u.a., dass das bei Intensivierungsarbeiten anfallende Erdgas nicht abgefackelt, sondern aufgefangen wird:

Wir haben kein Verständnis dafür, dass nicht einmal die mindesten Vorkehrungen getroffen werden, das Methan aufzufangen und in einem integrierten System zu entsorgen oder sonstwie zu nutzen.

Leider unterbreitet Herr Engelmann keine Vorschläge, wie das anfallende Erdgas aufgefangen werden soll. Schließlich handelt es sich um Tausende bis mehrere Zehntausende Kubikmeter! Herr Engelmann behauptete zuvor darüber hinaus, dass das Abfackeln von Erdgas umweltschädlich sei. Das ist insofern Unsinn, als dass Erdgas zu Wasser und Kohlendioxid verbrannt wird. Dazu die zuständige Behörde, das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG):

Das Abfackeln ist ein durchaus gängiger und notwendiger Vorgang in Zusammenhang mit der Erdgasförderung. Es stellt sicher, dass die brennbaren Bestandteile […] unschädlich verbrannt werden. Die Fackeln sind für die Verbrennung gasförmiger Stoffe ausgelegt und erreichen Emissionsminderungsgrade von mehr als 99%, das heißt, 99% des ankommenden Methans werden in Wasserdampf und Kohlendioxid umgesetzt. Beim Abfackeln müssen die Anforderungen des Immissionsschutzrechts (hier: Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft) eingehalten werden.

Doch solche Faktenlage ignorieren die BI regelmäßig. So wird bei der BI Kein Fracking in der Heide! in einem weiteren Artikel behauptet:

Das Gas, das sonst aufgefangen und verkauft wird, wird also ein paar Stunden lang in die Gegend gepustet und offen verbrannt. Es wird nicht von Quecksilber und anderen Schwermetallen gereinigt.

Das erstaunliche ist, dass auf Fotos und Videos der Anti-Gasförderungs-BI sowie auf einem Foto zu einem Beitrag zu den Arbeiten auf der Bohrung „Söhlingen Z14“ bei Gegen-Gasbohren.de Quecksilberabscheider klar und deutlich zu erkennen sind. Es handelt sich dabei um zwei bauchige Behälter, die in den ersten beiden Fällen orange (Firmenfarbe von Fangmann) und im letzten Fall dunkelgrün gespritzt  sind. Im letzten Fall befinden diese sich mittig am unteren Bildrand. Eine detaillierte Beschreibung ist der Website von Fangmann zu entnehmen. Die BI lügt sich also nicht nur mangels Recherche und Ignoranz selbst in die Tasche, sondern belügt über ihren Blog auch noch die Öffentlichkeit. Aber was soll man von einer Vereinigung erwarten, die sich zu solchen Formulierungen hinreißen lässt:

Exxon lässt die Drecksarbeiten in Söhlingen von der weltweit agierenden Firma Schlumberger durchführen.

Beim Portal der Anti-Erdgasförderungs-BI wird noch weiter ausgeholt. Hier wird behauptet, dass infolge der Abfackelarbeiten auf der „Söhlingen Z5“ tatsächlich zu einer Havarie gekommen ist:

Und eine Praxis, die kaum je offen kritisiert wurde, bis am 25. März etwas passierte.

Der kopierte Link führt jedoch zu einem Artikel der „Kreiszeitung“, der mit „Verdacht auf Säure-Regen“ überschrieben ist. Von einem verifizierten Vorfall ist keine Rede. Das ist auch wenig verwunderlich, da die Ermittlungen aufgrund der Anzeige der angeblich Betroffenen noch laufen. Ein Kommentator hier auf dem Blog hat aber bereits erkennen lassen, dass die Anschuldigungen der vermeintlich Betroffenen auf tönernen Füßen stehen. Hier der LINK.

Die Ankündigung von ExxonMobil zu den Arbeiten auf der „Söhlingen Z14“ hatte aber auch zur Folge, dass sich Vertreter von BI dazu berufen fühlten, gegen diese standmäßig durchgeführten Arbeiten eine Demonstration zu organisieren. Initiatoren waren laut „Kreiszeitung“-Artikel der bereits genannte Denis Schimmeyer aus Wittorf sowie Andreas Rathjens aus dem von der Erdgaslagerstätte „Söhlingen“ 25 Kilometer entfernten Groß Meckelsen.

Nach Abschluss der eigentlichen Demonstration verblieben noch einige Teilnehmer zurück. Diese lösten dann einen Feueralarm aus, weil weißer „Rauch“ aufstieg. Angeblich wurde aber bereits während der Demonstration geklärt, dass es sich dabei um das Abblasen von Stickstoff handelt:

Was den 44 Feuerwehrleuten sicherlich sauer aufstoßen wird, ist die Tatsache, dass die Rauchwolken aus dem Container bereits eine Stunde vorher während des angemeldeten Protests sowohl von den Demonstranten als auch von der Polizei aus dem Heidekreis festgestellt wurde.

Die Veranstalter der Demonstration, Herr Rathjens und Herr Schimmeyer wiesen jedoch jegliche Verantwortung für den Fehlalarm von sich:

„Das ist allerdings eine Riesensauerei, von der wir uns ausdrücklich distanzieren“, so Andreas Rathjens aus Groß Meckelsen, der gemeinsam mit Denis Schimmeyer aus Wittorf die Demo ins Leben gerufen hatte. [ ] Beide seien laut Rathjens schon nicht mehr an der Bohrstelle gewesen, als „die Berufsdemonstranten noch diesen Budenzauber“ veranstaltet hätten.

Schimmeyer und Rathjens posierten bei der Demonstration mit umgehängten Schildern (siehe „Kreiszeitung“-Artikel), die den Blauen Erlenblattkäfer als lebensgefährlich darstellen. Das ist darauf zurückzuführen, dass die „Kreiszeitung“ nach der entwarnenden Pressemitteilung der EMPG titelte:

Söhlingen Z 5: Laut Exxon war es der Blaue Erlenblattkäfer

Das ist natürlich Unsinn, da lediglich festgestellt worden ist, dass Löcher in Erlenblättern in der Umgebung des Förderplatzes auf Fraßschäden dieses Käfers zurückzuführen sind. Die Demonstranten benutzen also diese irreführende Schlagzeile, um die Entwarnung ins Lächerliche zu ziehen.

Erdgasförderbohrung Söhlingen Z14 chef79

Erdgasförderbohrung Söhlingen Z14 chef79

Es sollen also „Berufsdemonstranten“ gewesen sein. Dabei sind die beiden genannten Herren selbst bereits häufiger in Medienberichten als Gegner der inländischen Erdgasförderung aufgetaucht. Das trifft insbesondere auf den im linken Hintergrund des Bildes zu erkennenden Bernd Ebeling zu. Dieser war bereits im März 2014 an einer Blockade der Versenkbohrung „Dethlingen H1“ beteiligt und entstammt der Anti-Atomkraft-Bewegung. Dieser ist offenbar mit dem beschlossenen Ausstieg aus der Kernenergie die Protestgrundlage entzogen worden und hat mit dem Protest gegen die Erdgas- und Erdölgewinnung ein neues Betätigungsfeld gefunden.

Dieser „Berufsdemonstrant“, der nicht nur Initiator der Blockade der „Dethlingen H1“ war sondern auch an einer Aktion an einer Esso-Tankstelle in Uelzen beteiligt war, hat zusammen mit Herrn Schimmeyer eine zweite Demonstration an der „Söhlingen Z14“ durchgeführt. Doch zunächst ein Exkurs zur Tankstellenaktion. In einem bei Gegen-Gasbohren.de publizierten Artikel wird Ebeling folgendermaßen zitiert:

„Esso ist eine 100%-ige Tochter von ExxonMobil“, antwortet dazu Bernd Ebeling von der BI Uelzen. „Exxon verfolgt besonders hartnäckig die Zulassung der hochgefährlichen, umstrittenen Fracking-Technik! Außerdem hat Exxon bislang in Deutschland die meisten Fracs durchgeführt.“

Die Unternehmensstruktur von ExxonMobil ist Ebeling ganz offensichtlich nicht bekannt und soll hier auch nicht weiter erörtert werden. Interessanter sind stattdessen die weiteren Äußerungen Ebelings. Dieser bezeichnet die bewährte Technologie des Hydraulic Fracturings als „hochgefährlich“.  Er führt aber keine Belege an, die die vermeintliche Gefährlichkeit untermauern. Dass ExxonMobil bzw. Vorgängergesellschaften die meisten Fracjobs in Deutschland haben durchführen lassen stimmt wohl. Sämtliche Fracarbeiten sind aber ohne umweltrelevante Zwischenfälle verlaufen, was der Meinung Ebelings, Hydraulic Fracturing sei „hochgefährlich“, vollkommen widerspricht.

Zurück zur zweiten Demonstration an der Förderbohrung „Söhlingen Z14“. In einer Pressemitteilung, die bei Gegen-Gasbohren.de publiziert wurde, ist zu lesen:

Ende März/Anfang April diesen Jahres waren bei Bohrlochreinigungen im Söhlinger Erdgasfeld (Landkreis Rotenburg und Heidekreis) gesundheitsgefährdene Stoffe bei einer Bohrlochreinigung (Fachbegriff: coiled tubing clean out) ausgetreten. Von betroffenen Bürgern, welche außerhalb des ExxonMobil-Betriebsplatzes standen, wurde Anzeige erstattet. Die Staatsanwaltschaft Verden ermittelt in dieser Sache.

Dass seinerzeit „gesundheitsgefährdene Stoffe“ ausgetreten sind, ist eine Behauptung der Demo-Initiatoren, die in keinster Weise bestätigt worden ist. Im Gegenteil: Erste Untersuchungen konnten einen Austritt von Schadstoffen nicht bestätigen (s.o.). Bei den betroffenen Bürgern handelte es sich zudem ausschließlich um Vertreter von BI, wie es ein „Freud’scher Versprecher“ des Radio Bremen-Reporters Holger Baars verrät:

“Also in diesem Falle, was wir gesehen haben, da sind es ein dutzend Leute, die über Übelkeit oder Hautreizungen klagen, ähm das ist auch eine Bürgerinitiative von, von vielen.” (Ab Minute 3:40 ungefähr)

Auf die Pressemitteilung der BI soll nicht weiter eingegangen werden, da sie im Wesentlichen auf nicht verifizierten Behauptungen, die zudem unglaubwürdig erscheinen, beruht.

Dennoch berichteten die „üblichen Verdächtigen“ Medien von dieser Demonstration. Diese sind zum einen der NDR und zum anderen die „Kreiszeitung“.  Die „Rotenburger Rundschau“ hingegen, die der Agitation der BI zurückhaltender gegenübersteht, berichtete zumindest Online von dieser Mini-Demo nicht.

Insbesondere der NDR übernimmt die Behauptungen der BI ungeprüft 1:1 :

Ende März waren im Söhlinger Erdgasfeld gesundheitsgefährdene Stoffe bei einer Bohrlochreinigung ausgetreten.

Das ist in zweierlei Hinsicht seltsam. Denn laut der angeblich Geschädigten fand der Vorfall am 1. April statt und nicht Ende März. Außerdem ist von keiner offiziellen Stelle bestätigt worden, dass gesundheitsgefährdene Stoffe ausgetreten seien. Es entsteht der Eindruck, dass der NDR sich wieder einmal als Sprachrohr „umweltbesorgter“ Gruppierungen geriert und deren Behauptungen und Unterstellungen nicht hinterfragt.

Eleganter drückt sich die „Kreiszeitung“ aus:

Bereits Anfang April waren die Bohrlöcher rund um Rosebruch überregional in die Schlagzeilen geraten. Anwohner mutmaßten, dass bei der Reinigung und dem anschließenden Abfackeln gesundheitsgefährdende Stoffe ausgetreten seien.

entgleist aber kurz darauf ebenso wie der NDR:

Trotz des Vorfalls hält der Konzern an der Praxis der Bohrlochreinigung fest, was die Demonstranten am Montagabend kritisierten und einen sofortigen Stopp der Arbeiten forderten.

Hier fehlt einfach ein kleines Wort wie „angeblich“ oder die Verwendung des Konjunktivs wie zuvor!

Dieses Versäumnis soll nicht weiter erörtert werden, da der kritische Leser der Links sich seine eigene Meinung bilden kann.

Stattdessen irritiert, dass Aussagen von Ebeling unkritisch zitiert werden:

„Von ExxonMobil kommt immer nur die Aussage, es sei alles in Ordnung. Wir haben mit Arbeitern geredet, die uns berichteten, dass man es doch schon immer so gemacht habe. Als ich das Thema Quecksilber ansprach, verstummte der Arbeiter plötzlich“, sagte Ebeling, der sich seit fünf Tagen in der Region aufhält und den Arbeitern hinter den hohen Zäunen auf die Finger schaut.

Fünf Tage stand Herr Ebeling also dort mitten im Nichts herum, um Schlagzeilen zu produzieren. Das ist ihm und seinen Mitstreitern gelungen, der Erfolg ist jedoch zu bezweifeln. Denn letzten Endes sind es immer wieder die selben Leute, die an den Demonstrationen teilnehmen und deren Anzahl ist in Bezug auf die Gesamtbevölkerung der jeweiligen Regionen sehr gering. Der NDR spricht z.B. von 30 Teilnehmern und stellt sich mit dieser Zahl an die Spitze. Die „Kreiszeitung“ schätzt die Teilnehmerzahl sogar nur auf 20 während die Veranstalter selbst 25 Demonstranten angeben. Dabei ist zu beachten, dass einige der Teilnehmer aus Orten angereist sind, die fernab der „Söhlingen Z14“ liegen.

 

 

 

 

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Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung: Deutliche Worte an die Politik

Seit über drei Jahren stockt in Deutschland und dabei insbesondere in Niedersachsen die Erkundung und z.T. auch die weitere Erschließung von Erdgasvorkommen sowohl unkonventioneller als auch konventioneller Lagerstätten. Das hat zur Folge, dass die inländische Gewinnung von Erdgas stärker im Abfall begriffen ist als noch vor wenigen Jahren prognostiziert. Wenige Tage vor der Jahrestagung des Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung e. V. (WEG) meldet dieser sich in einer Pressemitteilung mit deutlichen kritischen Worten an politische Entscheidungsträger.

1. Vorbemerkungen

Erdgasbohrung "Walsrode Z1a" im Februar 2013 ©chef79

Erdgasbohrung „Walsrode Z1a“ im Februar 2013 ©chef79

Der Stillstand in der Exploration ist darauf zurückzuführen, dass den Erdgasgewinnungsunternehmen die rechtliche Planungssicherheit fehlt. Das wiederum ist auf die seit ungefähr dem Jahreswechsel 2010/2011 anhaltende Debatte um das bewährte Verfahren Hydraulic Fracturing zurückzuführen. Dieses Verfahren hat meistens den Zweck, in gering durchlässigen bis undurchlässigen Speichergesteinen künstliche Risse zu erzeugen, so dass das Speichermedium (Erdöl, Erdgas, Thermalwasser) zum Bohrloch strömen und zutage gefördert werden kann.

Bereits seit 1961 fand dieses Verfahren in Deutschland in Erdgaslagerstätten seine Anwendung, ohne das es von der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde, obwohl bereits in der Vergangenheit darüber in den Lokalmedien berichtet wurde, wie dieser Bericht der „Rotenburger Rundschau“ aus dem Jahr 2007 beweist.

Das änderte sich schlagartig zum Ende des Jahres 2010, als der Pseudo-Dokumentarfilm „Gasland“ erschien. In diesem wurde u.a. behauptet, dass infolge der Anwendung des Fracverfahrens Erdgas in Trinkwasserschichten migriert sei und sich deshalb Wasserhähne entzünden ließen. Zwar musste der Filmemacher Josh Fox vor laufender Kamera eingestehen, dass er wusste, dass die Wasserhähne durch natürliche Gaszutritte entflammbar waren und dieses Phänomen seit Jahrzehnten bekannt war, aber die Bilder, die unkritisch in vielen Fernsehberichten gezeigt wurden, hatten ihre Wirkung erzielt.

So gründeten sich noch 2010 erste Bürgerinitiativen (BI) gegen Erdgas-Explorationsprojekte wie z.B. im münsterländischen Nordwalde, wo eine Erkundungsbohrung auf Kohleflözgas geplant war. Weitere BI-Gründungen folgten in weiteren Gebieten, in denen entweder potenzielle  Kohleflözgaslagerstätten oder potenzielle Schiefergaslagerstätten erkundet werden sollten. Selbst in klassischen Förderregionen gründeten sich BI, die zunächst gegen Hydraukic Fracturing opponierten. Das war z.B. im Bereich der Lagerstätte „Völkersen“ der Fall, wo sich eine BI namens „No Fracking“ gründete, nachdem ein Benzolaustritt an einer Lagerstättenwasserleitung bekannt wurde. Medien, wie der NDR (auch bekannt als „Grünfunk“), konstruierten einen Zusammenhang zum Hydraulic „Fracking“ Fracturing, was die seltsam anmutende Namenswahl der BI erklären könnte.

Diese BI, teils im bis heute anhaltenden engen Schulterschluss mit Lokal-/Regionalzeitungen oder Sendeanstalten wie dem genannten NDR sowie Umweltverbände übten einen massiven Druck auf die Politik aus und das mit Erfolg. In Nordrhein-Westfalen wurden selbst Erkundungsbohrungen mit einem Moratorium belegt, sofern die Unternehmen nicht zusichern können, dass in den entsprechenden Gebieten Hydraulic Fracturing ausgeschlossen werden kann. Das ist eine absolut unsinnige Forderung, da ja erst durch Erkundungsbohrungen festgestellt werden kann, ob überhaupt Erdgasvorkommen vorhanden sind, deren Gewinnung Fracmaßnahmen erforderlich macht.

Aber auch in Deutschlands bedeutendstem Förderland Niedersachsen kam die Erkundung neuer sowie die Feldesentwicklung bekannter Lagerstätten zum Stillstand, sofern sich die Vorkommen in Lagerstättentypen befinden, die Fracarbeiten zur Gewinnung von Erdgas zwingend erfordern bzw. wo die Anwendung förderoptimierend eingesetzt werden kann. Dazu zählen neben den ab 2008 neu erkundeten Schiefergas- und Kohleflözgaslagerstätten auch gering durchlässige Lagerstätten in den Sandsteinen des Karbon, des Rotliegend sowie des Buntsandstein.

Der Grund dafür ist, dass neben den erwähnten angeblich entflammbaren Wasserhähnen als Folge von Fracmaßnahmen verbreitet wurde, dass Trinkwasser „verseucht“ wurde oder werden könnte. Angeblich sollen die dafür dem Fracfluid zugesetzten Chemikalien verantwortlich sein. Diese Zusätze haben den Zweck, die Eigenschaft des Wassers so zu verändern, dass Stützmittel, wie z.B. Keramikkügelchen, Quarzsand oder Schwerminerale (bspw. Zirkon) in die erzeugten Risse transportiert werden können. Zwar ist bei weltweit über 2 Millionen Fracjobs seit 1947 höchstens ein einziger Fall bekannt, in dem das der Fall war (siehe Interview mit Brian Horsfield, GFZ Potsdam), aber die permanente Wiederholung dieser Befürchtung in den Medien verbunden mit der verbreiteten Ansicht „Chemie“ wäre etwas grundsätzlich Schädliches, haben ebenso wie die brennenden Wasserhähne ihre Wirkung hinterlassen.

Ohne dass es auch nur einen einzigen umweltrelevanten Zwischenfall infolge der Anwendung von Fracmaßnahmen in Deutschland gegeben hätte, ließ sich die Politik von der Hysterie und Angstschürerei einiger weniger Mitbürger beeindrucken, die sich inzwischen als „Anti-Fracking-Bewegung“ versteht, aber auf entsprechenden Demonstrationen kaum mehr als 300 Menschen zusammenbekommt. Der Fakt, dass es durch Fracarbeiten zu keinem einzigen Grundwasserschadensfall gekommen ist und dieser mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden kann, wird stattdessen ignoriert.

Stattdessen wird, wie beschrieben, die Erkundung untersagt bzw. soll im Hauptförderland Niedersachsen jeglicher Grundlage entbehrend, erschwert werden. Das geht aus einer Presseinformation der Minister Lies (SPD, Wirtschaft) und Wenzel (Bündnis 90/Die Grünen, Umwelt), hervor. So soll zwar weiterhin die Anwendung des Hydraulic Fracturings in Lagerstätten, in denen es seit Jahrzehnten zuvor durchgeführt wurde, weiterhin mit Einschränkungen möglich sein, jedoch nicht zur Gewinnung von Schiefergas. Dieses Ansinnen soll in einer Bundesratsinitiative seinen Niederschlag finden, wie aus diversen Presseartikeln hervorgeht, u.a. aus einem bereits am 8. Mai 2014 bei FAZ-Online erschienenen.

Doch diese Einschränkungen sind nach Auffassung des WEG zu weitreichend:

2. WEG: Auflagen zu hoch – praktikable Regelungen gefordert

Aufwältigung der "Erdgasbohrung Buchhorst Z20" chef79

Aufwältigung der Erdgasbohrung „Buchhorst Z20“ ©chef79

So ist die Pressemitteilung des „Lobbyverbandes“ überschrieben. Zwar wird das Bekenntnis der Landesregierung zum „Erdgasstandort Deutschland“ begrüßt und die beschlossene Bundesratsinitiative als „wichtiger Schritt für die Zukunft der heimischen Produktion“ bewertet, dennoch hält sich der WEG nicht mit deutlicher Kritik zurück:

Der Verband kritisiert jedoch die beabsichtigten zu hohen Auflagen, die zusätzlich zu den damit verbundenen wirtschaftlichen Belastungen die Erdgasproduktion in vielen Fällen deutlich einschränken würde. Insbesondere der großflächige Ausschluss von Gebieten sei nicht akzeptabel.

Vielmehr wird eine differenzierte Betrachtung sowie eine Prüfung eines jeden Einzelfalles vorgeschlagen und zudem eine gleichrangige Berücksichtigung von  Umweltschutz, Bürgerinteressen und Rohstoffversorgung gefordert.

Diese Forderung ist insofern nachvollziehbar, als das bisher in den vergangenen drei Jahren Forderungen von BI Beachtung geschenkt wurde (siehe Vorbemerkungen), der Industrie jedoch nur ohne plausible Begründung Steine in den Weg gelegt worden sind. Dabei kam diese, ohne dazu gesetzlich verpflichtet zu sein, den Forderungen von BI bereits nach. So wurde besipielsweise die Lagerstättenwasser-Versenkbohrung „Völkersen H1“ der RWE-Dea stillgelegt oder man ist der Forderung nach mehr Transparenz nachgekommen.

Darüber hinaus wurde darauf verzichtet, sein Recht auf Bearbeitung und Genehmigung von Fracmaßnahmen einzuklagen. Schließlich hat sich seit 2011, dem Jahr, in dem zuletzt eine Fracmaßnahme in Niedersachsen durchgeführt wurde, an der Gesetzeslage nichts geändert. Es war und ist aber bis in die Gegenwart nicht klar, ob und in welcher Art und Weise sich die Gesetzeslage ändern könnte, weshalb die Industrie vor Investitionen zurückschreckt, was nicht nur die Nutzung einheimischer Erdgasvorkommen einschränkt, sondern auch in der Folge die Abhängigkeit vom Ausland vergrößert und auch meist gut bezahlte Arbeitsplätze gefährdet. Dazu der Hauptgeschäftsführer des WEG, Joseph Schmid:

„Nach der seit Jahren andauernden Debatte, die unsere Aktivitäten blockiert hat, brauchen wir verlässliche Rahmenbedingungen, die eine wirtschaftlich und ökologisch verantwortungsvolle Nutzung der heimischen Erdgaspotenziale wieder ermöglichen“

Völlig zu Recht wird auch die Ablehnung der Erkundung der Schiefergaspotenziale kritisiert, welche mittels Erlass erfolgen soll. Dazu Schmid:

„Eine Industrienation wie Deutschland kann sich einen solchen Stillstand nicht leisten. Für eine sichere, beständige und bezahlbare Energieversorgung muss es auch möglich sein, die neuen Lagerstätten zu erkunden, denn dort liegen die größten Potenziale.“

Dieser Aussage kann sich der Verfasser über das Thema hinaus nur anschließen. Diese Nation, einst bekannt für ihre Dichter und Denker, aber auch für ihre herausragenden Ingenieure und Naturwissenschaftler entfernt sich infolge der vom Ausland belächelten „German Angst“ immer mehr von der Spitze der letztgenannten Wissenschaftsbereiche. Deutschland hat sich nicht nur aus der Kernenergiegewinnung verabschiedet, sondern insgesamt aus der Forschung auf diesem Gebiet. So wurde aus rein ideologischen Gründen verhindert, Konzepte zu entwickeln, die die Kernenergiegewinnung noch sicherer machen und dabei das „Müll“-Problem auf ein Minimum verringern könnten. Außerdem wurde von der gegenwärtigen niedersächsischen Landesregierung ein Projekt aus ideologischen Gründen eingestampft, das Schülern die sogenannte „Grüne Gentechnik“ vermitteln sollte (man recherchiere nach „HannoverGen“).

Zum Abschluss macht der WEG deutlich, dass trotz des Gegenwindes an der Erkundung der Schiefergaspotenziale und Durchführung von Pilotprojekten festgehalten werden soll…

…da heimische Rohstoffe unverzichtbar für die Versorgungssicherheit in Deutschland sind.

Und mit diesem letzten Abschnitt sowie Zitat ist der Kern dieses Blogs getroffen worden: Die Erkundung und Gewinnung von Erdöl und Erdgas ist sowohl technologisch als auch wissenschaftlich eine äußerst spannende Angelegenheit. Nicht umsonst sind in dem an Kohlenwasserstofflagerstätten vergleichsweise armen Deutschland Meilensteine in der Erkundung, Erschließung sowie Gewinnung, aber auch in Hinblick auf Umweltschutzbelange, gesetzt worden. Darüber hinaus sollte nicht vergessen werden, dass jeder im Inland gewonnener Kubikmeter Erdgas (oder auch jede Tonne Erdöl) nicht unter hohem energetischen Aufwand importiert werden muss.