CEP plant Erdölerkundungsbohrung „Märkische Heide 1“ in Brandenburg

Beim der CEP Central European Petroleum GmbH (CEP) handelt es sich um ein relativ junges Erdölexplorationsunternehmen, das aktiv potenzielle Erdöllagerstätten erkundet. Seine Aktivitäten beschränken sich bislang auf Mecklenburg-Vorpommern (MV) sowie Brandenburg. Insgesamt wurden bislang vier Ekundungsbohrungen, drei in MV und eine in Brandenburg, abgeteuft.

Erdölerkundungsbohrung "Pudagla 2" (CEP) auf Usedom ©chef79

Erdölerkundungsbohrung „Pudagla 2“ (CEP) auf Usedom ©chef79

Am 27. Mai 2015 gab CEP bekannt (Link zur Pressemitteilung), dass in Brandenburg in der Gemeinde Märkische Heide eine weitere Bohrung zur Erkundung einer möglichen Erdöllagerstätte geplant sei. Die Lokation befindet sich im Gebiet der Aufsuchungserlaubnis „Lübben“, die 209 an das Unternehmen vergeben worden ist.

Zunächst wurden für das 1.500 km² große Areal vorhandene Altdaten des einstigen VEB Erdöl-Erdgas Gommern ausgewertet. 2013 folgte dann eine 3D-Seismikkampagne auf 275 km². In deren Ergebnis konnten einige Strukturen identifiziert werden, die möglicherweise bedeutende Erdölvorkommen führen.

Nach Unternehmensangaben wurde für die geplante Bohrung ein geeigneter Standort nach geologischen, ökologischen, wasserrechtlichen, logistischen und weiteren Kriterien ausgewählt, der sich zwischen den Ortschaften Biebersdorf und Krugau befindet. Bevor mit Bohrplatzbau und Bohrung überhaupt begonnen werden kann, ist zunächst ein umfassendes Genehmigungsverfahren erforderlich. Den rechtlichen Rahmen für die Genehmigung bilden dabei Bergrecht, Baurecht, Wasserrecht, Naturschutzrecht, Umweltrecht, Immissionsschutzrecht und Abfallrecht.

Das Ziel der Bohrung stellt eine etwa 70 Meter mächtige, potenziell ölführende Gesteinsschicht in ca. 2.700 Meter Tiefe dar. Es dürfte sich hierbei um das Staßfurtkarbonat des Zechstein handeln (CEP macht dazu keine Angaben), in dem sich nahezu sämtliche bisher erkundeten Kohlenwasserstofflagerstätten Brandenburgs befinden. Bezüglich Erdöl- und Erdgasgewinnung blickt das östliche Brandenburg inzwischen auf eine 50-jährige kontinuierliche Fördertradition zurück.

Gegenwärtig wird noch bei Kietz unmittelbar an der Oder Erdöl sowie Erdölbegleitgas durch GDF-Suez gewonnen. Das selbe Unternehmen prüft zudem gegenwärtig, ob eine wirtschaftliche Erdgas- und Erdgaskondensatgewinnung aus der bereits in den 1980er Jahren entdeckten Lagerstätte „Märkisch-Buchholz“ möglich ist.

In Abhängigkeit des Ergebnisses der für das letzte Quartal 2015 und das erste Quartal 2016 geplanten Bohrung „Märkische Heide 1“ wird CEP 2016/2017 eine Entscheidung treffen, ob es die Fördertradition fortsetzen kann. Dazu von unserer Seite ein bergmännisches „Glück Auf!“.

Halbstündige Desinformation zum „Fracking“ beim MDR Teil II

Am 29. November 2014 sendete der MDR-Kultursender „Figaro“ ein halbstündiges Feature mit dem Titel „Fracking – Der zweifelhafte Weg zum Erdgas“. Aus dem Titel des Beitrags von Heidi Mühlenberg lässt sich bereits die negative Tendenz des Features erahnen. Einleitend wurden zwei Fragen „Was verbirgt sich hinter dieser Methode zur Erdgasgewinnung? Und warum ist der Widerstand so groß?“ gestellt, die zumindest in der ersten Viertelstunde nicht beantwortet wurden. Das ist damit erklärbar, dass sich das Feature bis dahin kaum mit dem Verfahren des Hydraulic Fracturing befasste, wie Teil I der Kritik umfassend darlegt. Wie verhält es sich im zweiten Teil? Hier die Fortsetzung der Kritik.

 7. Das Thema Erdgasgewinnung und Erdbeben

Bohranlage T-160 der RWE-Dea chef79

Bohranlage T-160 der RWE-Dea im Erdgasfeld „Völkersen“ (Völkersen-Nord Z6) ©chef79

Nachdem ausführlich das Thema Lagerstättenwasser (LaWa) und Probleme am Transportsystem dieses Mediums im Feld „Völkersen“ sowie von Bürgerinitiativ-(BI) Vertretern geäußerte Befürchtungen zur Entsorgungspraxis (Versenken des salzigen LaWa in Salzwasserleiter) in Verbindung mit Falschaussagen behandelt wurde, wird sich mit dem Thema Erdbeben als mögliche Folge der Erdgasgewinnung befasst.

Mikrobeben sowie extrem leichte Erdbeben (Stärke auf der Richterskala <3,0), die sehr wahrscheinlich auf die Förderung von Erdgas gewesen sind, traten bereits mehrfach im Bereich des Feldes „Völkersen“ auf. Das stärkste erreichte eine Magnitude von 2,9 und fand am 22.11.2012 statt (Bericht: Untersuchungsergebnisse zum Erdbeben bei Völkersen (Landkreis Verden) am 22.11.2012).

Doch steht dieses Beben genausowenig im unmittelbaren Zusamenhang mit der Fractechnologie wie die thematisierte Problematik Lagerstättenwasser. Insofern ist dieses Thema dem Titel sowie den einleitenden Fragen des Features nach zu urteilen, Fehl am Platze. Somit verstärkt sich der bis hierher entstandene Eindruck, dass sich das Feature nicht mit dem Thema Hydraulic Fracturing befassen will, sondern stattdessen die Erdgas- und Erdölgewinnung als Ganzes als „gefährlich“ diskreditieren will und das „Schreckenswort“ „Fracking“ lediglich als „Lockmittel“ dienen soll.

Tatsächlich konnte ein von der Gemeinde Langwedel einbestellter Gutachter keinen der gemeldeten Schadensfälle eindeutig dem Erdbeben zuordnen. Andererseits konnte in 19 Fällen auch nicht eindeutig ausgeschlossen werden, dass das Beben nicht verantwortlich für die Schäden ist. Aus Kulanz übernahm der Betreiber des Feldes „Völkersen“, die RWE-Dea AG, die Schadensregulierung (Mitteilung vom 19.05.2014), was laut Frau Mühlenberg Anwohner als Schuldeingeständnis interpretierten. Auf die Idee, den von der Gemeinde einbestellten, staatlich vereidigten Gutachter zu befragen, ist Frau Mühlenberg nicht gekommen.

Sie konstruiert stattdessen einen Zusammenhang mit dem „Fracking“, dass jedoch seit 2010, also über 2 Jahre vor dem Beben, in der Lagerstätte „Völkersen“ nicht mehr stattgefunden hat. Sie bezieht sich dabei auf das Umweltbundesamt, dass Wissenslücken bei der Induzierung von Erdbeben durch das Fracverfahren. Doch sie fährt nicht mit dem Fracverfahren fort, sondern sagt folgendes:

Werde z.B. Lagerstättenwasser mit zu hohem Druck verpresst, könne das Erdbeben auslösen.

Hier wird abermals deutlich, dass Frau Mühlenberg mit der Thematik völlig überfordert ist. Die Erdbeben bei Völkersen werden von Geowissenschaftlern weder auf das Fracverfahren zurückgeführt (warum, wurde oben erläutert) noch auf die Versenkung von LaWa. Stadessen ist sehr wahrscheinlich die Entnahme von Erdgas und eine damit verbundene Reduktion des Lagerstättendrucks die Ursache der seimischen Ereignisse. Dafür spricht z.B. die ermittelte Herdtiefe von 5.000 Metern. In diesem Teufenbereich befindet sich ebenfalls die Erdgaslagerstätte, während der Versenkhorizont sich in ca. 1.000 Meter Tiefe befindet.

Abschließend zu ihrem Besuch in Völkersen geht Frau Mühlenberg noch auf die durch die Medien gegangenen erhöhten Blutkrebsraten bei Männern (und nicht bei Kindern und Männern, wie von Frau Mühlenberg behauptet) in der Samtgemeinde Bothel, über die sich teilweise die Lagerstätte „Söhlingen“ sowie ein sehr kleiner Teil der Lagerstätte „Rotenburg-Taaken“ erstreckt. Warum Frau Mühlenberg diesen Sachverhalt in ihr Feature integriert, obwohl laut Kurzbericht des Krebsregisters Niedersachsen die Ursache unbekannt ist, was sie sogar erwähnt, bleibt ihr Geheimnis. Einzig und allein, dass einige Anwohner die Erdgasförderung verdächtigen, genügt ihr offenbar.

Anschließend behauptet Frau Mühlenberg, erneut unwissend oder eventuell bewusst wahrheitswidrig:

Gerade erst wurde bekannt, dass RWE-Dea auch ungefilterte Abgase an den Förderplätzen abfackelt und dabei Quecksilbergase ins Freie lässt.

Eine Quellenangabe ist abermals Fehlanzeige! Wahrscheinlich bezieht sie sich auf Berichte bei der „Kreiszeitung“ über Fackelarbeiten im Zusammenhang mit Bohrlochreinigungsarbeiten auf der Bohrung „Hemsbünde Z5“ im August 2014, die von RWE-Dea betrieben wird. Dabei wurde Erdgas (nicht etwa „Abgase“) über eine offene Fackel verbrannt. Das bedeutet jedoch nicht, dass dabei keine Filter zur Abscheidung von Quecksilber eingesetzt worden sind. Diese sind zwingend vorgeschrieben, um die gesetzlichen Vorgaben bezüglich Schadstoffimmissionen einzuhalten.

8. Folgen der Erdgasförderung in der Altmark zu DDR-Zeiten

Erdgasbohrung PES 152 in der Altmark

Erdgasbohrung PES 152 in der Altmark ©chef79

Die nach bisherigem Kenntnisstand unterstellten also unbestätigten Gesundheitsfolgen durch Erdgasförderung in der Samtgemeinde Bothel sowie das Stichwort Quecksilber dienen zur Überleitung, um auf tatsächliche gravierende Gesundheitsprobleme von ehemaligen Mitarbeitern des VEB Erdgasförderung Salzwedel aufgrund unzureichenden Arbeitsschutzes in der vor einem Vierteljahrhundert untergegangenen DDR einzugehen. Diese Problematik wurde in einer ausführlichen „Studie zur Kontamination von Arbeitnehmern mit Quecksilber bei der Erdgasförderung in der Altmark“ von Hermann Bubke dargestellt. Ein Zusammenhang zwischen dieser Problematik und dem Thema des Features ist jedoch nicht erkennbar.

Frau Mühlenberg trifft sich mit dem betroffenen Wienhold Weber. Herr Weber macht bereits seit Jahren auf seine gesundheitlichen Probleme medienwirksam aufmerksam. Diese sind aus meiner Sicht ohne Zweifel eine Folge der Belastung v.a. durch Quecksilber aufgrund des unzureichenden Arbeitsschutzes zu DDR-Zeiten, wie es bei Bubke ausführlich dargestellt wurde. Weber streitet für die Anerkennung seiner Erkrankung als Berufskrankheit.

So bedauernswert der Gesundheitszustand von Wienhold Weber ist, so muss dennoch Kritik an seinem Part im Feature geübt werden, nämlich ab der Stelle (ungefähr Minute 25:00), an dem Radioaktivität ins Spiel kommt. Weber nennt offenbar eien Abschnitt eines ehemaligen Förderrohres sein eigen, an dem sich an der Innenwandung Feststoffe, sogenannte Scales abgelagert haben. Diese enthalten auch Radionuklide aus dem tieferen Untergrund. Radioaktivität ist in Deutschland bekanntermaßen ebenso wie seit neuerem „Fracking“ ebenfalls ein Reizthema. Nur macht sich Weber unglaubwürdig, wenn er auf die Gefahren der Scales hinweisen will, gleichzeitig trotz seines Gesundheitszustandes ein Rohrsegment mit diesen Ablagerungen offenbar bei sich in der Wohnung aufbewahrt.

9. Kein „Fracking“ in Thüringen?

Erdgasförderbohrung "Mühlhausen 14" aus dem Jahr 1958 ©chef79

Erdgasförderbohrung „Mühlhausen 14“ aus dem Jahr 1958 ©chef79

Zuletzt begibt sich Frau Mühlenberg in das „Grüne Herz Deutschlands“ (nicht politisch gemeint!), nach Thüringen. Hier hatte das kanadische Unternehmen BNK Petroleum (BNK) über mehrere Jahre eine Aufsuchungslizenz für Kohlenwasserstoffe, also Erdöl und Erdgas, inne. Da diese mit dem Aufkeimen der „Fracking“-Debatte in Deutschland erteilt wurde, machten umgehend Spekulationen über „Fracking“ die Runde und es gründete sich eine Bürgerinitiative.

Sofern mir bekannt, plamte BNK tatsächlich, unkonventionelle Erdgasvorkommen im Oberkarbon aufzusuchen, deren Erschließung eventuell Fracmaßnahmen erfordert hätte. Dazu habe gab es eine Stellungnahme durch das Unternehmen, die leider in den unendlichen Weiten des Internet verschollen ist.

Dieser Stellungnahme zufolge war das Vorhaben jedoch nach Auswertungen vorhandener Daten aussichtslos. Die Daten stammen sehr wahrscheinlich aus der intensiven Kohlenwasserstoff-Erkundung des Thüringer Beckens  zu DDR-Zeiten, die zu einigen kleineren bis kleinen Erfolgen führte. Aufgrund der Aussichtslosigkeit des Vorhabens wurde es von BNK nicht weiter verfolgt. Im Feature wird dieser Vorgang jedoch erwartungsgemäß anders dar.

Zunächst beschreibt sie die Region rund um den Höhenzug und Nationalpark „Hainich“ mit blumigen Worten. Man wähnt sich bei der pittoresken Beschreibung im vorindustriellen Zeitalter, in einer idealisierten heilen Welt, in der Mensch und Natur vermeintlich in in trauter Harmonie existierten. Das natürliche Trinkwasser dort wird aus 100 Metern Tiefe aus „Muschelkalk“ gewonnen.

Doch anstatt sich mit Fachleuten zur geologischen Situation zu unterhalten, sucht Frau Mühlenberg, wie inzwischen kaum anders zu erwarten, das Gespräch mit einem Anwohner, in diesem Fall mit dem Bürgermeister der Gemeinde Vogtei am Fuße des Nationalparkes Hainich. Dieser berichtet von Plänen des Unternehmens BNK, dass dort nach „unkonventionellem Gas“ suchen wolle. Angeblich sei mit einer Förderung von bis zu 10 Milliarden Kubikmeter Erdgas gerechnet worden, „so genanntes Tightgas oder Shalegas“. Wie der Bürgermeister auf diese Mengenangabe kommt, verrät er nicht. Und offenbar ist ihm der Unterschied zwischen Tightgas und Schiefergas nicht bekannt.

Frau Mühlenberg fährt fort, dass BNK den Widerstand vor Ort unterstützt hatte und deshalb eine Informationsveranstaltung platzen ließ und ihren Antrag zurückzog. Welchen Antrag BNK zurückzog, wird nicht gesagt. Wahrscheinlich ist die Aufgabe bzw. Rückgabe der Aufsuchungserlaubnis gemeint. Wie Frau Mühlenberg zu der abenteuerlichen These kommt, dass der Protest der Grund für die Aufgabe des Vorhabens ist, bleibt schleierhaft. Denn in Presseartikeln zum Sachverhalt ist zu entnehmen, dass der Rückzug mit zu geringen Erfolgsaussichten von BNK begründet wurde.

Diese Begründung ist absolut nachvollziehbar, denn schließlich weist die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) weder für Thüringen, noch für das nördliche Harzvorland in Sachsen-Anhalt, wo sich BNK trotz nicht vorhandenen Protests zeitgleich zurückzog, kein Schiefergaspotenzial aus. Ebensowenig in Nordhessen, wo BNK auf eine Klage zur Erteilung einer Aufsuchungslizenz verzichtete. Das wurde von der „Anti-Fracking/Gasbohrszene“ als Erfolg des Protests interpretiert. Tatsächlich sind es aber die geologischen Rahmenbedingungen. Das schreibt z.B. die HNA („Fracking: Gasbohrer geben im Osten auf“, 30.01.2013):

Erfurt/Wiesbaden. Für Geologen kam die Wende nicht überraschend: Die Deutschlandtochter der kanadischen BNK Petroleum gibt die Suche nach Erdgas in Thüringen und Sachsen-Anhalt auf.

Naturwissenschaftlich begründbare Tatsachen passen offensichtlich nicht in ein Feature eines Kultursenders. Dort glaut man lieber an den erfolgreichen Widerstand à la „Kleines gallisches Dorf“ (Gemeinde Vogtei) gegen „römische Besatzer“ (BNK):

So hat die kleine Vogtei-Gemeinde ein kanadisches Erdgaskonsortium in die Flucht geschlagen!

triumphiert die Feature-Autorin. Der Bürgermeister spekuliert trotz der geologischen Rahmenbedingungen und der seitens der BGR indirekt bestätigten Begründung von BNK über eine Rückkehr des Unternehmens. Schließlich hätten sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht geändert. Und so müsse es das Ziel bleiben, diese Rahmenbedingungen zu ändern. So verschwenden die Gegner viel Zeit und Lebensqualität allein nur deshalb, weil sie bereits vorhandene fachlich begründete Erkenntnisse ignorieren. Doch offenbar ist es in Deutschland aus der Mode gekommen, dem Wissen von Fachleuten zu folgen.

Im Übrigen wurde in Thüringen bereits zu DDR-Zeiten das Fracverfahren angewendet. Und zwar nach Aussagen des im Ruhestand befindlichen Fracingenieurs Holger Markert in der Buntsandstein-Erdgaslagerstätte „Allmenhausen“ in nur 300 Metern Tiefe „ohne das da die Oberfläche irgendwie nur einen Hauch mitbekommen hat.“ (Quelle: Fracking Filmbesprechung Gasland, Filmpalast Salzwedel, ab Minute 3:00). Es gab also bereits problemlos durchgeführtes „Fracking“ in Thüringen, womit die Frage der Teilüberschrift beantwortet wäre.

In Thüringen wird übrigens bis heute Erdgas bei geringem Flächenverbrauch (siehe Beispielbild aus dem Erdgasfeld „Mühlhausen“) gefördert und bohrlochnah verstromt.

10. Schluss des Features

Erdgasbohrung "Bötersen Z11", im Zuge der aufkeimenden Debatte steht die geplante und notwendige Fracmaßnahme noch aus ©chef79

Erdgasbohrung „Bötersen Z11“, im Zuge der aufkeimenden Debatte steht die geplante und notwendige Fracmaßnahme noch aus ©chef79

Zum Ende des Features fragt Frau Mühlenberg, ob eine Förderung von Erdgas im Inland notwendig wäre. Da in Deutschland Erdgas verbraucht wird, müsste die logische Antwort „Ja, natürlich“ lauten, auch weil die Förderung im Gegensatz zur heimischen Steinkohle subventionsfrei ist.

Frau Mühlenberg sieht es offenbar anders: Erdgas ist auf dem Weltmarkt kein knappes Gut (in der Volkswirtschaftslehre ist jedes Gut „knapp“) und der Gaspreis ist am sinken, sagt sie. Und weiter:

Die Tanks sind voll und auch der Verbrauch sinkt seit Jahren.

Nun ist das Feature bislang wenig durch belastbare Aussagen aufgefallen und so verhält es sich bis zum Schluss. Volle Erdgastanks? So etwas gibt es kaum. Stattdessen gibt es unterirdische Erdgasspeicher in Salzkavernen oder in porösen Gesteinsschichten (Salzwasserleiter oder ausgeförderte Erdöl- oder Erdgaslagerstätten). Diese sind aber nur zu Beginn der Heizperiode voll und werden während dieser geleert, da Eigenförderung und Importe den Gasverbrauch nicht decken können. Bei langer Heizperiode wie im Winter 2012/2013 kann das Erdgas dann sehr wohl knapp werden. Im Sommer werden die Speicher bei geringerem Bedarf wieder aufgefüllt.

Der Erdgasverbrauch in Deutschland sinkt nicht seit Jahren. Diese Aussage ist schlichtweg falsch! Tatsächlich verharrt der Verbrauch seit 1996 auf dem Niveau von ca. 3000 PJ (Quelle: „Primärenergieverbrauch Deutschland 1990-2012“, EnergyComment). Zum Ende darf sich noch einmal Bundesumweltminiserin Hendricks äußern, die der Ansicht ist, dass bevor ein Tropfen (!!!) Schiefergas in Deutschland gefördert wird, die Energiewende soweit vorangeschritten ist, dass wir das (Erd-) Gas nicht mehr benötigen. Damit liegt Frau Hendricks falsch. Erdgas wird Deutschland noch sehr lange als Rohstoff für die chemische Industrie, als Energieträger für Prozesswärme sowie als Energieträger für Heizwärme benötigen. All das kann nicht mittels der Energiewende substituiert werden, da diese sich bisher auf dem Stromsektor vollzieht und bereits dort mit enormen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, um die ambitionierten Ziele zu erreichen.

11. Zusammenfassung der Kritik

Erdgasförderbohrung "Püggen 113" in der Altmark ©chef79

Erdgasförderbohrung „Püggen 113“ in der Altmark ©chef79

Über ein sogenanntes Feature hat der MDR-Kultursender „Figaro“ versucht, sich mit dem Reizthema „Fracking“ zu befassen. Das ist, salopp gesagt, gründlich in die Hose gegangen. Bei dem die Tendenz anzeigenden Titel „Fracking – der zweifelhafte Weg zum Erdgas“ war das kaum anders zu erwarten.

Einleitend wurden zwei Fragen gestellt: „Was verbirgt sich hinter dieser Methode zur Erdgasgewinnung? Und warum ist der Widerstand so groß?“ Diese beiden Fragen wurden später durch eine weitere folgende Frage ergänzt: Was ist eigentlich so verwerflich, an dieser genialen Fördermethode für Erdgas und -öl? Keine dieser drei Fragen konnte geklärt werden. Das ist wenig überraschend, da sich mit der Methode in technisch-naturwissenschaftler Hinsicht innerhalb des knapp halbstündigen Features so gut wie gar nicht auseinandergesetzt wurde.

Stattdessen kamen an verschiedenen Orten Kritiker und Gegner sowie tatsächlich Betroffene der Erdgasförderung (ein Mitarbeiter des VEB Erdgasförderung Salzwedel) sowie vermeintliche Betroffene zu Wort, die ihre Ansichten darlegen konnten. Erläuterungen von Fachleuten wurden vorsichthalber nicht in das Feature integriert.

So konnte nicht geklärt werden, was sich hinter der Methode des Hydraulic „Fracking“ Fracturing verbirgt bzw. wie dieser Prozess abläuft. Zudem ist kaum auf die Methode eingegangen worden, sondern es wurden fast ausschließlich Probleme im Zusammenhang mit der Erdgasförderung thematisiert, die bereits in zahlreichen anderen Reportagen in Presse, Funk und Fernsehen „durchgekaut“ wurden. Dadurch dass diese Probleme ausschließlich von Gegnern dargestellt wurden, wurden sie natürlich überhöht.

Dadurch dass sich mit Hydraulic Fracturing so gut wie gar nicht in dem Feature beschäftigt wurde, konnten logischerweise die Fragen 2 und 3 ebenfalls nicht geklärt werden. Das soll hiermit geschehen: Der Widerstand gegen diese etablierte Standardmethode („Fracking? – Eine etablierte Standardtechnologie!“, Interview mit Prof. Dr. Amro bei ScienceSkeptical) ist deshalb so groß, weil Szenen aus „Gasland“, auf die heutige „Fracking“-Gegner immer wieder auch in öffentlich-rechtlichen Medien gezeigt wurden, obwohl sie sich als unwahr herausstellten und eine Richtigstellung von Ausnahmen abgesehen ausblieb.

Am Fracprozess ist nichts verwerflicher, als an anderen Bergbaumethoden, wie Sprengungen oder mechanische Eingriffe durch Maschinen, egal ob Über- oder Untertage. Der Einsatz von Chemikalien im Fracfluid ist genauso verwerflich oder nicht verwerflich, wie deren Einsatz in Haushaltsreinigern, Düngemitteln, Fassadenanstrichen, alkoholischen Getränken, Duschgel, Zahncreme und so weiter. Denn in genau diesen Produkten kommen in Fracfluiden verwendete Chemikalien vor, teilweise sogar in Lebensmitteln oder es sind sogar Lebensmittel wie Guarkernmehl.

Was neben der Nichtbeantwortung der Fragen und dem Nichteinbeziehen von Fachleuten weiterhin deutlich zu kritisieren ist, sind die nachweislichen Falschaussagen, die getätigt worden sind, wie z.B., dass RWE-Dea ungefiltert Abgase abgefackelt hätte oder dass BNK sich wegen Bürgerprotesten aus Thüringen zurückgezogen hätte, obwohl die Begründung des Unternehmens plausibel anhand vorhandener wissenschaftlicher Kenntnisse nachvollziehbar ist.

Somit reiht sich das kritisierte Feature in zahlreiche weitere Medienbeiträge ein, die vorgeben, sich mit „Fracking“ zu befassen, stattdessen aber nicht über einen Rundumschlag gegen die Erdöl-Erdgasindustrie hinauskommen und dabei möglicherweise dazu dienen, die Weltanschauung der jeweiligen Autoren zu verbreiten. Leider, wie in diesem Falle, mit Hilfe von GEZ-Gebühren.

 

Mehr Fotos von Erdöl- Erdgasförderanlagen sowie Bohranlagen und anderes gibt es HIER.

Halbstündige Desinformation zum „Fracking“ beim MDR Teil I

Anfang September 2014 befasste sich das NDR-Magazin “panorama3″ mit dem Thema “Fracking”. Überraschenderweise widmete man sich dort sowie in folgenden Beiträgen bei “Panorama” und “Panorama-Die Reporter” in der ARD ausgesprochen sachlich bezüglich des Reizthemas. Doch dieser Umstand scheint einigen Journalisten auch des eigentlich zur Sachlichkeit und Neutralität verpflichteten öffentlich-rechtlichen Rundfuks nicht ins Weltbild zu passen.

1. Vorbemerkungen

ITAG-Rig 30 auf Schiefergaserkundungsbohrung "Damme 2" Sukrams

ITAG-Rig 30 auf Schiefergaserkundungsbohrung „Damme 2“ ©Sukrams

So diffamierte ein Journalistenteam des WDR um den für seine extreme links-grüne Einstellung bekannten „Energieexperten“ Jürgen Döschner im Magazin „Monitor“ den Gutachter Uwe Dannwolf sowie andere Wissenschaftler als industrienah und somit befangen (siehe dazu meinen Beitrag „Öffentlich-rechtliche Diffamierung von Wissenschaftlern“ beim ScienceSkeptical-Blog). Und am 29. November 2014 lief beim MDR-Kultursender „Figaro“ ein Radio-Feature mit dem Titel „Fracking-Der zweifelhafte Weg zum Erdgas“. Auf der Figaro-Seite, auf der das Feature von Heidi Mühlenberg (Biografie) abrufbar ist, werden einleitend zwei Fragen gestellt:

Was verbirgt sich hinter dieser Methode zur Erdgasgewinnung? Und warum ist der Widerstand so groß?

Die Tendenz des Features (was darunter zu verstehen ist kann hier nachgelesen werden) lässt sich bei dem Titel bereits erahnen, nämlich wenig bis nichts sachlich Neutrales geschweige denn Positives. Es folgt eine ausführliche Kritik am Beitrag von Frau Mühlenberg, die verschiedene Orte der Erdgas- und Erdölerkundung sowie -förderung in Deutschland besucht hat. Die jeweiligen Orte werden im Folgenden nach Betrachtung der Einleitung mit einem eigenen Unterpunkt betrachtet und kommentiert.

2. Zur Einleitung in das Feature

Zunächst wird behauptet, dass die Firma ExxonMobil das „schreckliche“ Wort „Fracking“ vermeidet. Dem ist mitnichten so, wie man in der Beschreibung des Hydraulic Fracturing auf der Seite „Erdgassuche in Deutschland“ erfahren kann:

Sind die Gesteinsporen jedoch nicht hinreichend miteinander verbunden, werden mithilfe des Hydraulic Fracturing Verfahrens (kurz: Fracking) zunächst Fließwege geschaffen.

Die Ausprache des Unternehemens „Exxon-Mobail“ lässt ebenso zu wünschen übrig. Wie das Unternehmen korrekt ausgesprochen wird, kann hier gehört werden. Die unkorrekte Aussprache ist zwar interessant, jedoch nebensächlich. Vielmehr soll sich auf den Inhalt des Features konzentriert werden und der lässt nach der ersten unwahren Behauptung in der Einleitung wenig Sachliches erwarten, wie bereits in der Vorbemerkung gesagt. Weiterhin wird behauptet, dass der BDI das Verfahren als „Pressverfahren“ bezeichnet. Bei der Suche nach Verifizierung dieser Aussage bin ich lediglich auf einen Artikel des „Kölner Stadtanzeigers“ gestoßen, wo genau das behauptet wird. Mehr nicht.

Wenig korrekt ist ebenso die deutsche Erklärung des Begriffes „Fracking“:

„Und allein schon der englische Name reizt zur Gegenwehr. „Fracking“ bedeutet soviel wie „den Boden brechen, spalten, in Stücke sprengen.“

Nein, dass bedeutet es nicht. Der eigentliche Begriff „Hydraulic Fracturing“ ist selbstdefinierend: Durch Druckübertragung mittels einer Flüssigkeit (Hydraulik) werden Risse („Fractures“) in festen Gesteinsschichten erzeugt bzw. die Gesteinsschichten werden aufgebrochen. Unter „Boden“ ist die oberste, intensiv belebte Verwitterungszone der Erdkruste zu verstehen, die bis in maximal 2 Meter Tiefe reicht. Und diese wird gewiss nicht in Stücke gesprengt.

Doch statt sich mit Personen zu unterhalten, die etwas von dem Verfahren verstehen, unterhielt sich die Autorin stattdessen lieber mit dem Campaigner Dr. Chris Methmann von der linkslastigen „Campact!“-Gruppe, die auch mit Anti-Fracking-Kampagnen unter Zuhilfenahme von dreisten Falschbehauptungen (5-Minuten-Info „Fracking“) aufwartete. Immerhin gibt Methmann unterschwellig zu, dass die im Vorfeld der Fußaball-WM aufgesetzte Kampagne Konsequenz einer Verschwörungstheorie dieser obskuren Gruppierung war (ab Minute 2:10). Was dem Fass den Boden ausschlägt ist, dass Methmann sehr stolz auf die von Campact! initiierte Angstkampagne ist, was wiederum nicht im Ansatz von Frau Mühlenberg hinterfragt wird.

Stattdessen behauptet sie, dass Wirtschaftsminister Gabriel (SPD) das Gesetzgebungsverfahren umgehend stoppte und ergänzt, dass bereits zum zweiten Mal der Versuch gestoppt wurde, „Fracking“ zu legalisieren. An dieser Stelle wird Mühlenbergs Unkenntnis der Materie deutlich: Das Fracverfahren in Deutschland ist nach derzeitiger Gesetzeslage legal! oder wie erklärt sie sich, das bislang hunderte Fracjobs in Deutschland durchgeführt worden sind?

Zum Abschluss der Einleitung fragt sie:

Was ist eigentlich so verwerflich, an dieser genialen Fördermethode für Erdgas und -öl?

Sie will es herausfinden und reist dazu nach Niedersachsen, an die Ostsee, in die Altmark und nach Thüringen.

3. Reiseziel Niedersachsen

ITAG-Rig 30 während Workoverarbeiten auf der Bohrung Söhlingen Z9a chef79

ITAG-Rig 30 während Workoverarbeiten auf der Bohrung Söhlingen Z9a ©chef79

Zunächst reist sie in die Region Verden, wo sich das Erdgasfeld „Völkersen“ befindet. Dort nahmen ihrer Ansicht nach die Proteste ihren Anfang. Das ist falsch! Die Proteste nahmen ihren Anfang in Nordrhein-Westfalen, wo ein Bäckermeister namens Mathias Elshoff mit offenbar guten Kontakten zur Lokalpresse gegen eine Erkundungsbohrung opponierte („David gegen Goliath – Nordwalder will Gasbohrungen verhindern“). Schließlich hatte er gehört, dass es in den USA bei Bohrungen zu Grundwasserkontaminationen durch „Chemie“ gekommen sei. Beweise dafür stehen bis heute aus.

Zunächst befasst sich Mühlberg auch nicht mit den eigentlichen Bürgerinitiativen vor Ort, die gegen die Erdgasgewinnung vor der Haustür protestieren, sondern wieder mit Campact!, das in Verden beheimatet ist. Diese Gruppierung wird von Mühlenberg als „basisdemokratisch“ bezeichnet, wobei sich die Frage ergibt, was unverantwortliche Angstschürerei bei dünner Faktenlage und Kampagnen, die in ihrem Stil an glücklicherweise untergegangene totalitäre Systeme erinnern, mit Demokratie gemein haben.

Aber das wird von Frau Mühlenberg nicht hinterfragt. Stattdessen begibt sie sich auf eine Linie mit den Protestlern, indem sie das Bundesberggesetz aus dem Jahr 1982, zuletzt novelliert 2009, als „verstaubt“ bezeichnet, dass wegen der gescheiterten „Fracking-Gesetzgebung“ weiterhin gilt. So stapelten sich bei den Bergämtern Anträge von Firmen, die mittels „Fracking“ Schiefergasvorkommen erkunden wollen. Das ist ja was ganz neues, dass Vorkommen mittels einer Methode, die eine Förderung ermöglichen oder verbessern soll, nun „erkundet“ werden sollen. Diese Darstellung zeigt auf, dass sich die Autorin offensichtlich nicht intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Das wird noch deutlicher am nächsten Zitat ab Minute 5:40:

Im alten Bergrecht kommt Fracking gar nicht vor und ist folglich auch nicht verboten.

Moment mal: Hatte Frau Mühlenberg nicht kurz zuvor behauptet, dass das Verfahren mittels Gesetzen legalisiert werden sollte. Und jetzt stellt sie fest, dass Hydraulic Fracturing nach gegenwärtiger (nicht „alter“) Gesetzeslage nicht verboten, also legal ist? Das ist schon erstaunlich, wie sie sich innerhalb weniger Minuten derart eklatant selbst widerspricht. Im übrigen: Auch andere gängige Stimulationsmethoden in Erdöl- und Erdgaslagerstätten (Wasserinjektion, Heißwasser- und Dampfinjektion, Säuerungen etc.) werden im Bundesberggesetz nicht explizit benannt.

Frau Mühlenberg macht von Niedersachsen aus einen Abstecher nach Berlin, um sich eine Stellungnahme von Umweltministerin Dr. Hendricks einzuholen, die auf ihrer Position verharrt, dass es in Schiefergesteinen und Kohleflözen auf absehbare Zeit keine Fracmaßnahmen geben wird. Eine wissenschaftlich fundierte Begründung für diese Haltung steht aus und konnte auch nicht durch die entsprechenden Studien im Auftrag des dem Bundesumweltministerium unterstellten Umweltbundesamt (UBA) beigebracht werden. Im Gegenteil: Der leitende Autor der zweiten UBA-Studie Uwe Danneolf widersprach öffentlichkeitswirksam der Interpretation seines Auftraggebers UBA bzw. dessen Präsidentin Maria Krautzberger.

Die Feature-Autorin erzählt statddessen etwas über ein zwischen Politik und Industrie „stillschweigend vereinbartes“ „Fracking“-Moratorium. Nun, dieses gibt es nicht. In Niedersachsen hält die Industrie (noch) die Füße still während in Nordrhein-Westfalen (NRW) ein rechtlich fragwürdiges Moratorium durch die Landesregierung verhängt wurde. Mühlenberg sieht das Moratorium am Bröckeln und macht das an einer hydraulischen Stimulationsmaßnahme in Mecklenburg-Vorpommern (M-V) in der Erdölbohrung „Barth 11“ fest. Doch M-V ist weder NRW noch Niedersachsen. Und in M-V gibt es kei Moratorium Weder ein verordnetes noch ein stillschweigendes.

4. Besuch der Bohrung „Barth 11“

Stimulierung der Erdölbohrung Barth 11 Bildquelle CEP

Stimulierung der Erdölbohrung Barth 11 Bildquelle: Central European Petroleum

Die ehrlich gesagt relativ langweilige durch intensive Landwirtschaft geprägte  Landschaft am Saaler Bodden wird als wildromantisch beschrieben. Gleich gegenüber der „naturverträglichen“ Kiteschule  findet Mühlenberg die „Ölquelle“ des Unternehmens Central European Petroleum (CEP). Vor Ort wird sich jedoch nicht etwa mit Vertretern des Unternehmens unterhalten, sondern mit Hannes Luck, seines Zeichens Sprecher der BI, die gegen das „Ölprojekt“ am Saaler Bodden bei Barth opponiert und der der Ansicht ist, dass mit der Bohrung „größere Tiefen angestochen (werden) als einst“. Seltsam ist nur, dass die selbe Formation, nämlich das Staßfurtkarbonat des Zechsteins Ziel der Exploration ist. Genauso wie einst in den 60er und 70er Jahren.

Luck bezeichnet die Lokation der Bohrung als seinen Vorgarten, obwohl er im 10 Kilometer entfernten Ribnitz-Damgarten zu Hause ist. Stolz berichtet er, wie er zusammen mit 35 bis 40 anderen Mitbürgern die Zufahrt zum Platz blockiert hat, als die Bohrung im Juni 2014 einer Fracmaßnahme unterzogen wurde. 40 Leute? Das ist selbst für M-V sehr wenig.

Mühlenberg beschreibt die Szenerie, bei der 12 Mann auf dem Platz „herumwuseln“ und wie sie das Reporterteam bei ihrem Rundgang um den Platz offenbar kritisch beäugen. Kann man es den Mitarbeitern bei all der Hysterie und Desinformation sowie Unseriösität, die auch im hier kritisierten Feature deutlich wird, verdenken? Sicherlich nicht! Unbelegbare Behauptungen der Autorin , u.a., dass es im Umfeld des Platzes stinken solle, verbessern die Angelegenheit jedenfalls nicht.

Hierher zu kommen lohne sich nicht, hatte mir ein Firmenmitarbeiter am Telefon gesagt. Auf jeder Tankstelle finden Sie mehr Technik. Eine glatte Lüge!

Nur leider versäumt es Frau Mühlenberg, den Firmenmitarbeiter namentlich zu benennen. Stattdessen bezichtigt sie die „Persona incognita“, die unbekannte Person der „glatten Lüge“.

Unmittelbar im Anschluss beweist Frau Mühlenberg erneut, dass sie sich nicht dezidiert mit dem Thema, über dass sie dokumentarisch berichten will, auseinandergesetzt hat. Sie sagt, dass ein Fünftel der Landesfläche von M-V für die Erdölsuche „freigegeben“ sind. Das wird stimmen, dass diese Fläche zur Aufsuchung von Kohlenwasserstoffen vergeben worden ist. Es verhält sich  aber nicht so, dass sich in diesen Bereichen nachgewiesenerweise Erdöl und Erdgas befinden, wie die Autorin denkt. Wenn dem so wäre, müssten die Rohstoffe schließlich nicht aufgesucht werden.

5. Mühlenbergs Ausflug ins Schiefergas

Eine Bohranlage der Angers Söhne auf der Aufschlussbohrung "Schlahe 1".

Eine Bohranlage der Angers Söhne auf der Aufschlussbohrung „Schlahe 1“. ©Sukrams

Nachdem Frau Mühlenberg M-V besucht hatte, begibt sie sich in den Untergrund und befasst sich mit dem Thema „Schiefergas“. Dieses soll die Branche „elektrisieren“. Diese Formulierung ist natürlich überzogen. Tatsächlich begann ExxonMobil im Jahr 2008 damit, erste Erkundungsbohrungen auf potenzielle Schiefergasvorkommen abzuteufen. Denn es war bereits damals abzusehen, dass sich die bisher altbekannten, somit konventionellen Lagerstätten dem Ende entgegen neigten. Demzufolge war es nur konsequent, neue Vorkommen in bislang kaum untersuchten Formationen zu erkunden. Ermutigend dafür dürften die seit ca. 2006 zu verzeichnenden Erfolge in der Schiefergasexploration und -produktion in den USA gewesen sein.

Zum Thema „Schiefergas“ und dessen Erschließung mittels Hydraulic Fracturing wird jedoch nicht etwa ein forschender und lehrender Fachmann einer Universität befragt, sondern mit Dr. Bernd Kirschbaum ein Vertreter des Umweltbundesamtes (UBA). Dieses UBA ist nicht gerade für Neutralität bekannt, wie das Aufstellen einer „Schwarzen Liste“ mit den Namen unliebsamer Wissenschaftler und Autoren beweist (Schwarze Liste für Klimaskeptiker, WAZ 28.05.2013). Dass Frau Mühlberg mit Herrn Kirschbaum keinen Fachmann für das Thema Hydraulic Fracturing gewonnen hat, erkennt man daran, dass Kirschbaum von gelartigen Fracfluiden für das Aufschließen von Schiefergaslagerstätten spricht, obwohl stattdessen sogenanntes „Slickwater“-Fluid verwendet werden soll, dass keinen gelartigen Charakter aufweist.

Es ist zwar richtig, dass zum Fracen ursprünglich „Petroleum“ verwendet wurde, genauer eigentlich angedicktes Erdöl, angedicktes Kerosin oder auch Napalm. Dass ExxonMobil jedoch mit Diesel gefract hat, wie im weiteren Verlauf von Mühlberg behauptet, ist nicht richtig. Tatsächlich wurde Diesel in einer der wenigen durchgeführten Schiefergaserkundungsbohrungen („Oppenwehe 1“) für einen Lagerstättendrucktest verwendet. Es waren lediglich die Medien, die daraus einen „Fracking-Test“ konstruierten.

Immerhin darf im Anschluss dann mit Dr. Gernot Kalkoffen, Vorstandsvorsitzender von ExxonMobil Europe,  ein Vertreter der Wirtschaft, zu Wort kommen, auch wenn es sich bei dem Statement um den Auszug aus einem älteren Inteview handelt. Es wird zur Kenntnis genommen, dass das Land Niedersachsen von den Fördereinnahmen in Höhe von hunderten Millionen Euro pro Jahr profitiert. Auf der anderen seite stünden aber die Anwohner, wie z.B. in Völkersen.

6. Mühlenbergs Besuch in Völkersen

Frau Mühlenberg stellt fest, dass die Gassonden anfangs gar nicht auffallen. Sie sagt:

Sie fördern hier kein Schiefergas, noch nicht, sondern Gas aus Sandstein. Sogenanntes Tightgas.

RWE-Dea- Bohranlage T-160 im Erdgasfeld Völkersen (Mai 2013) chef79

RWE-Dea- Bohranlage T-160 im Erdgasfeld Völkersen (Mai 2013) ©chef79

Frau Mühlenberg sei gesagt, dass die Sonden auch künftig kein Schiefergas fördern werden, unabhängig von politischen Entscheidungen. Die erklärunfg ist simpel: In der Region ist mit Schiefergaslagerstätten nicht zu rechnen. Das hätte eine Journalistin, die tiefschürfend recherchiert hätte, wissen müssen. Dass „Völkersen zu den Tightgas-Lagerstätten zählt, wäre mir auch neu. Schließlich förderte die Fundbohrung „Völkersen Z1“ aus dem Jahr 1992 beeindruckende 40.000 m³ Erdgas pro Stunde, ohne das Fracarbeiten durchgeführt werden mussten. Das widerspricht den Eigenschaften einer Tightgaslagerstätte.

Interviewt wird im Zusammenhang mit der Erdgaslagerstätte Völkersen, dem letzten bedeutenden Erdgasfund in Deutschland, nicht etwa ein Vertreter des Betreibers RWE-Dea, sondern wiederum ein Vertreter einer BI. Nämlich Andreas Noltemeyer, seines Zeichens Sprecher der BI „No Fracking Völkersen“.

Dass es der BI gar nicht um den Fracprozess geht, wie der irreführende Name der BI vermuten lässt, wird deutlich, als ein weiterer Vertreter der Initiative, Gerd Landzettel, sich äußert. Dieser äußert sich zum Thema Lagerstättenwasser (LaWa). Der Transport des LaWa hat tatsächlich im Bereich der Erdgaslagerstätte Völkersen zu umweltrelevanten Problemen geführt, nämlich dem räumlich eng begrenzten Austritt von Benzol aus den Transportleitungen. Nur hat dieses inzwischen behobene Problem nichts mit dem Fracprozess zu tun und darum handelt es sich doch laut Feature-Titel?

Dass Frau Mühlenberg nicht daran gelegen ist, sachlich und wahrheitsgemäß zu informieren, wird daran deutlich, dass sie behauptet, dass im Erdgasfeld Völkersen das LaWa ganz nah an einem Trinkwasserbrunnen versenkt wurde. Dass ist weder korrekt hinsichtlich der horizontalen noch der vertikalen Entfernung. Die nicht mehr betriebene Versenkbohrung „Völkersen H1“ befand sich zwar in der Trinkwasserschutzzone III, damit aber weit entfernt von einem Gewinnungsbrunnen und das LaWa wurde in hermetisch abgedichtete Salzwasserleiter versenkt.

Dem Ganzen setzt Mühlberg noch eins drauf, in dem sie wahrheitswidrig behauptet, dass das LaWa „absichtlich in einem Trinkwasserreservoir“ verpresst wurde. An dieser Stelle fragt man sich, ob es sich hierbei um Dummheit oder bewusste Desinformation handelt. Das LaWa wurde am Standort „Völkersen H1“ in einen Salzwasserleiter eingebracht. Grundwasserleiter zur Trinkwassergewinnung befinden sich hunderte Meter darüber und sind durch hermetisch dichte Tonschichten davon abgegrenzt.

Und damit ist es mit den wahrheitswidrigen Behauptungen von Frau Mühlenberg nicht vorbei! Den Sanierungsstreifen von 25 Meter Breite um die Kontaminationsbereiche beschreibt sie als derart verunreinigt, dass sie nicht mehr bewirtschaftet werden können. Tatsächlich konnten umfassende Untersuchungen keine Benzolübertritte in Ackerpflanzen nachweisen.

Die Abnehmer von Kartoffeln kündigten einzig und allein aufgrund der zahlreichen dramatisierenden Reportagen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, die von BI-Vertretern, darunter teilweise Landwirte,  initiiert worden sind, bevor irgendwelche Untersuchungen hinsichtlich der tatsächlichen (Nicht-) Belastung erfolgt sind. Immerhin gibt Mühlenberg zu, dass die Kündigung aus „purer Angst“ erfolgte. Dass ihresgleichen für die Angstschürerei mitverantwortlich ist, kommt ihr dabei offenbar nicht in  den Sinn.

Soviel zunächst zum ersten Teil der Kritik am MDR-Feature „Fracking-Der zweifelhafte Weg zum Erdgas“. Doch Hydraulic Fracturing als Methode zur Erschließung von Erdgaslagerstätten wurde kaum thematisiert, sondern stattdessen aufgetretene Probleme im Gesamtzusammenhang mit der Erdgasgewinnung. Die zwei Fragen, die einleitend zum Feature gestellt wurden, konnten bislang nicht im Ansatz beantwortet werden.

Der noch folgende Teil II der Kritik setzt sich u.a. mit dem Besuch Mühlenbergs in der Altmark, Heimat des Verfassers, auseinander. Soviel sei verraten: Auch dort wird sich nicht mit dem Thema „Hydraulic Fracturing“ befasst, sondern mit Gesundheitsproblemen ehemaliger Mitarbeiter des VEB Erdgasförderung Salzwedel als Folge unzureichenden Arbeitsschutzes zu DDR-Zeiten.

Link zu Feature: „Fracking-Der zweifelhafte Weg zum Erdgas“

In Memoriam Dr. Thomas Schröter (CEP)

Am vergangenen Wochenende erfuhr ich von einem regelmäßigen Leser des Blogs vom Tod des Geschäftsführers der CEP Central European Petroleum GmbH (CEP), Herrn Dr. Thomas Schröter.

Schröter leitete seit 2013 das deutsch-kanadische Unternehmen, das seit 2008 in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg aktiv mit der Suche nach Erdöl beschäftigt ist.

Nachdem Thomas Schröter zuvor zweieinhalb Jahrzehnte als Geologe weltweit Erfahrungen sammelte, stieß er 2010 zur CEP. Dort konnte er seinen umfassenden Erfahrungsschatz, der sich nicht nur auf geologische Fragestellungen begrenzte, einbringen.

Schröter verfügte zudem über ein ausgesprochenes Talent, in Zeiten der Skepsis gegenüber der Kohlenwasserstoffexploration und -produktion Politiker und zahlreiche Bürger von den CEP-Projekten zu überzeugen. Seine in diversen Fernsehbeiträgen zu erkennende Fachkompetenz in Verbindung mit seiner ruhigen und betont sachlichen Ausstrahlung waren dabei sicherlich hilfreich.

Leider war es mir aus terminlichen Gründen nicht mehr vergönnt, Herrn Dr. Schröter persönlich kennenzulernen und mich mit ihm über die aktuellen und anstehenden Projekte der CEP auszutauschen.

Schröter verstarb nach schwerer Krankheit im Alter von 57 Jahren. Mein Mitgefühl und das meiner Mitstreiter gilt seiner Frau und seinen Kindern.

 Steven Arndt und das Team von Erdöl und Erdgas in Deutschland, 18.09.2014

Link zum Nachruf der CEP